Nach der Entstehung von sozialer Herrschaft und Privateigentum vor ca. 4000 Jahren erfolgte ein radikaler sozialer Umbruch. Vieles von dem, was früher das Zusammenleben geprägt hatte – soziale Gleichheit, selbständiges Denken und Handeln, Respekt, Fairness und Empathie –, wurde allmählich zerstört. Stattdessen wurde das Zusammenleben von chronischer Angst vergiftet. Viele Menschen spürten ein tiefes Unbehagen und hatten das Gefühl, in einer verkehrten Welt zu leben.
Der biblische Mythos von der Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies war der erste Versuch, die traumatische Erschütterung zu verarbeiten, die der soziale Umbruch ausgelöst hatte. Auch die Philosophie hat die Aufgabe zu klären, wie die Menschen mit den neuen Lebensbedingungen zurechtkommen können. Diese Bewältigungsversuche des historischen Traumas mussten misslingen, da die eigentliche Ursache nicht erkannt wurde.
Es wird auch häufig übersehen, dass das Leben unter den Bedingungen von Abhängigkeit und Ungleichheit nicht nur die sozialen Beziehungen, sondern auch die Art und Weise verändert, wie über das Denken, Fühlen und Handeln nachgedacht wird. Dadurch ist z.B. der Dualismus von Körper und Geist oder der Glaube an die Notwendigkeit von Strafe entstanden. Auch die Tendenz, das Denken, Fühlen und Handeln ausschließlich aus der Perspektive des Einzelnen zu betrachten und den Einfluss der Umwelt auszublenden, zeigt, wie stark soziale Herrschaft das Denken infiziert.
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Inhalts-verzeichnis | Aufsatz: Denken und Handeln |
Eine wenig beachtete Folge von sozialer Herrschaft ist die Abwertung der Gewohnheiten. Dahinter steht die Erfahrung, dass sich die Menschen leichter mit der sozialen Abhängigkeit arrangieren, wenn ihnen der Glauben indoktriniert wird, dass das eigene Verhalten jederzeit verändert werden könnte und man für sein Verhalten verantwortlich ist. Obwohl die Gewohnheiten von zentraler Bedeutung für das Denken, Fühlen und Handeln sind, haben sich nur sehr wenige Philosophen damit beschäftigt. Das liegt daran, dass sie in der Regel vom Prinzip der Freiheit überzeugt sind. Deshalb wurde die unübersehbare Tatsache nicht beachtet, dass die psychischen und mentalen Prozesse weitgehend selbsttätig ablaufen und dass sich die meisten Verhaltensweisen unter dem Druck der Umwelt wie von selbst herausbilden.
Die Analyse der Gewohnheiten ermöglicht ein völlig neues Verständnis des Denkens, Fühlens und Handelns, das der Tatsache mehr gerecht wird, dass viele Prozesse quasi automatisch ablaufen, die Menschen aber dennoch die Fähigkeit haben, ihr Handeln und Denken zu verändern. Mit der Theorie der Selbststeuerung, die von den Biologen entwickelt wurde, können die Eigentümlichkeiten des menschlichen Denkens und Fühlens entschlüsselt werden.
Solange die Menschen an die Willensfreiheit glauben, können sich nicht aus der Verstrickung in die von sozialer Herrschaft geprägten Lebensbedingungen lösen. Die historischen und psychischen Wurzeln der Angst müssen offengelegt werden, um die Menschen von der Angst zu befreien.
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