Philosophie der Muster    Buch "Wie Denken funktioniert"


Wie Denken funktioniert

Warum ich denke, wie ich denke

Aus der Analyse der Sprache ergibt sich, dass alle bisherigen Bemühungen, das Denken zu verstehen, gescheitert sind, weil sie von der Fiktion ausgegangen sind, dass das Denken vom Ich, vom Geist oder von der Seele hervorgebracht wird. Es zeigt sich, dass es sich dabei um leere Begriffe handelt, denen nichts in der Realität entspricht. Ebenso wenig lässt sich das Denken mit neuronalen Aktivitäten des Gehirns erklären. Denn die inhaltlichen Aspekte des Denkens ergeben sich aus der handelnden Auseinandersetzung mit der Umwelt. Das Denken kann nur verstanden werden, wenn es als ein Versuch verstanden wird, das Handeln zu optimieren. Das Denken ist dazu in der Lage, weil es selbst ein probeweises Handeln ist.

Man wird dem Denken mehr gerecht, wenn davon ausgegangen wird, dass es spontan erfolgt. Man kann immer wieder beobachten, dass man keinen Einfluss darauf auf, welche Wege zur Lösung eines Problems gefunden werden. Das Denken wird allein von den persönlichen Erfahrungen und den Anforderungen der Umwelt bestimmt. Die Bausteine des Denkens sind die Muster, die aus den eigenen Erfahrungen abgeleitet wurden. Worüber keine persönlichen Muster entwickelt wurden, darüber kann nicht nachgedacht werden.

Das Denken verstehen heißt begreifen, dass es genauso ein Werk der organismischen Selbstorganisation ist wie die Träume oder die Atmung, die autonom ablaufen, aber auch von der Umwelt geprägt werden.

Books On Demand, Norderstedt 2017, € 17,80

Mehr Informationen zum Buch erhalten Sie über die folgenden Schaltflächen und den danach folgenden Text.

Inhalts-verzeichnis im Buch lesen Aufsatz: Denken ist Handeln Aufsatz: Die Kontrollillusion des Ich

Die abendländische Philosophie wurde von Anfang an von der Lebensform des Ich geprägt, die auf der Fiktion der Kontrollierbarkeit des eigenen Denkens und damit auch des eigenen Lebens basiert. Das Ich ist aber keine unabdingbare Bedingung des Menschseins, sondern historisch entstanden. Es hat die Lebensform des Sich-führen-Lassens verdrängt, die in der langen historischen Phase vor Beginn des Hochkulturen dominant war und die sich z.B. im Taoismus mit seiner Grundidee des Nicht-Handels niederschlug.

Solange an der Existenz des Ich festgehalten wird, ist der Weg versperrt, das Denken zu begreifen. Das Ich verdrängt die Erfahrung, dass man letztlich geführt wird. Beim Eindruck, ein autonomer Akteur zu sein, wird übersehen, dass man sich ständig mit den spontan auftauchenden Handlungsimpulsen identifiziert. Denn man weiß, dass sich darin alle persönlichen Erfahrungen und Präferenzen niederschlagen. In der Lebensform des Ich lässt sich Glück und Zufriedenheit nicht finden, da es dem Einzelnen verwehrt wird, sich einzugestehen, dass man sich von seinen Bedürfnissen und Impulsen führen lässt und dass die eigenen Gedanken von selbst kommen.

Mit der Theorie der Muster des Denkens und Fühlens kann endlich der Dualismus von Körper und Geist überwunden werden, der bisher das Denken über das Denken geprägt und konstruktive Problemlösungen verhindert hat. Denn die Muster sind einerseits die Prägeformen körperlicher Bewegungen, aber andererseits gehen in sie auch mentale Bedeutungen mit ein, wie z.B. welche Ziele erreicht werden können, durch welche Bedürfnisse sie aktiviert werden und welche Aspekte der Handlungssituation zu beachten sind. Die Muster sind komplexe motorische, mentale und psychische Faktoren. Die traditionelle Denkgewohnheit, zwischen Handeln, Denken und Fühlen strikte Unterscheidungen zu treffen, muss deshalb aufgegeben werden.

Das Denken konnte bisher nicht verstanden werden, weil es als eine eigenständige Aktivität begriffen wurde. Es wurde vernachlässigt, dass es sich im Zusammenhang mit dem Handeln entwickelt und von den Erfahrungen geprägt wird, die sich beim Handeln einstellen. Muster können sich nur für gegenstandsbezogene Erfahrungen bilden. Deshalb kann das Denken seine Funktion, das Handeln zu unterstützen, nur bei gegenständlichen Problemen erfüllen. Bei Überlegungen, die sich auf abstrakte Begriffe wie Vernunft, Freiheit, Wahrheit, Verstehen u.Ä. beziehen, muss es versagen. Denn den abstrakten Begriffen liegen kein Muster zugrunde. Ihr Gehalt kann allein mit Hilfe von Metaphern und Analogien bestimmt werden. Das bedeutet, dass mit den abstrakten philosophischen Begriffen z.B. nur hantiert werden kann, wenn sie wie Personen behandelt werden, die in der philosophischen Scheinwelt handeln. Das bedeutet, dass es sich bei den meisten philosophischen Problemen um Scheinprobleme handelt.

Das Denken konnte auch deshalb nicht verstanden werden, weil bisher stets von der Alternative Freiheit oder Determinismus ausgegangen wurde. Aus der Sicht der Muster ist dies eine Scheinalternative. In Wirklichkeit folgt das Handeln Verhaltensmustern, die sich in der Auseinandersetzung mit der Umwelt gebildet haben bzw. von anderen Menschen nachahmend übernommen wurden. Die Verhaltensmuster sind weder frei gewählt noch kausal bedingt, sondern Ausdruck der persönlichen Bedürfnisse und der kulturellen Umwelt. Das Problem der Freiheit stellt sich erst, wenn Menschen sich dazu entscheiden, sich an die Erwartungen anderer anzupassen. Aber dann ist es eher ein Problem der selbst gewählten emotionalen Abhängigkeit.

Die Analyse des Denkens greift tief in das menschliche Selbstverständnis ein. Mit dem Musterkonzept ist es möglich, aus dem Denkzwang auszubrechen, die Menschen entweder als Geistwesen oder als Maschinen, Bioautomaten bzw. Algorythmen denken zu müssen. Da die Muster nichts Fremdes sind, sondern von dem Menschen selbst entworfen wurden und jederzeit veränderbar sind, sind sie die Grundlage von allen geistigen und seelischen Regungen. Deshalb identifizieren sich die Menschen mit ihren Denk- und Verhaltensmustern. Die Menschen werden im Grunde nicht von ihren Mustern geführt, sondern sind ihre Muster.

Hinter der esoterischen Forderung nach der Transzendierung des Ich verbirgt sich in Wirklichkeit das Bedürfnis, die Lebensform des Sich-führen-Lassens wiederzubeleben und die Kontrollsucht aufzugeben.

>Das Buch kann auch als Download heruntergeladen werden: Download des Buches als PDF-Dokument

>