Philosophie der Muster    Buch "Psychosomatik des Atems"


Psychosomatik des Atems

Die große Bedeutung der Gefühle bei der Entstehung und Heilung von Krankheiten wird immer mehr auch von der Schulmedizin anerkennt. Aber für das naturwissenschaftliche Denken gibt es keine rational nachvollziehbare Erklärung dafür. Das Buch will zeigen, dass die Funktion der Emotionen geklärt werden kann, wenn ihr tiefer Zusammenhang mit dem Atem aufgedeckt wird.

Verlag Haag und Herchen, Frankfurt/M. 2000

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Inhaltsverzeichnis im Buch lesen Aufsatz "Heilkraft der Liebe"

Kurzdarstellung

Die Kontaktzone zwischen Innen und Außen liegt im Atem.  Störungen des Atems können zu Erkrankungen führen.

Der Atem und die Selbstheilungskräfte

In meinem ersten Buch »Atem-Ich« wurde die These entwickelt, dass der Atem das Medium des Kontaktes ist. Es wurde dargestellt, welche Konsequenzen sich daraus ergeben, wenn der Atem als Träger der Emotionen und Gedanken aufgefasst wird. In diesem Buch wird <das Thema Gesundheit und Krankheit vertieft. Es wird die Hypothese geprüft, dass das Verständnis des Entstehungs- und Heilungsprozesses von Krankheiten verbessert werden kann, wenn dabei der Atem berücksichtigt wird. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage nach den Faktoren, mit denen die natürlichen und emotionalen Selbstheilungskräfte blockiert werden und wie sie aktiviert werden können.

Resonanz

Die Schlüsselfrage besteht darin, wie die These, dass der Atem das Medium des Kontaktes ist, begründet werden kann. Es kann davon ausgegangen werden, dass sich in der außermenschlichen Natur jeder Kontakt über die Resonanz von Schwingungen einstellt. Kann dieses Gesetz auch auf die menschliche Natur angewandt werden? Kann nachgewiesen werden, dass die menschliche Weise, mit Emotionen Kontakt aufzunehmen, nach den gleichen Gesetzen wie in der übrigen Natur abläuft, sodass man nicht auf mysteriöse seelische Kräfte zurückgreifen muss.

Emotionen als Schwingungen

Im Buddhismus wird angenommen, dass die ganze Natur aus Schwingungen besteht, so dass auch die Emotionen als Schwingungen anzusehen sind. Die französische Neurologin Susana Bloch hat mit Messungen nachgewiesen, dass Emotionen tatsächlich Schwingungsmuster aufweisen, die sich an den Schwingungsparametern wie Amplitude, Frequenz und anderen Merkmalen der Atmung ablesen lassen. Damit wird verständlich, warum Emotionen bewusst nachgeahmt werden können, indem man deren körperlichen Merkmale nachahmt, oder dass auf die eigenen Emotionen Einfluss genommen werden kann, indem man direkt den Atem beeinflusst. Für das Verständnis der Emotionen bedeutet dies, dass sie sowohl als Schwingungen des Atems als auch als körperliches Geschehen begriffen werden können.

Die alltägliche Erfahrung, dass man von den Emotionen anderer Menschen angesteckt wird, lässt sich am besten damit verstehen, dass man spontan in Resonanz mit den emotionalen Schwingungen anderen Menschen geht. Man versteht die Emotionen anderer, weil man aus eigener Erfahrung weiß, wie sich die Emotionen anfühlen. Man weiß intuitiv, wie man andere Menschen mit Hilfe der Emotionen beeinflussen kann. Beim Verständnis der emotionalen Prozesse kann deshalb nicht auf das Gesetz der Resonanz verzichtet werden.

Die entscheidende Frage ist, ob die Gefühle eine eigene Existenz haben und die Atemschwingungen nur ihre äußere Erscheinungsform sind oder ob die emotionalen Atemschwingungen selbst die Gefühle sind. Es spricht vieles dafür, dass die Gefühle mit den emotionalen Atemschwingungen identisch sind. Denn die Emotionen haben offensichtlich die biologische Funktion, den Kontakt zu anderen Menschen zu organisieren, d.h. einerseits herzustellen und andererseits bei Störungen zu reparieren. Zu diesem Zweck müssen sie anderen Menschen mit einem eindeutigen Körperausdruck präsentiert werden. Andererseits müssen sie auch innerlich erfahren werden können, damit aus dem spontanen Gefühlsausdruck Konsequenzen für späteres Verhalten gezogen werden können. Beide Funktionen können erfüllt werden, wenn die Emotionen mit bestimmten Atemschwingungen dargestellt werden. Der Körper gerät dadurch in einen Schwingungszustand, der innerlich erkennbar und äußerlich klar ablesbar ist.

Die Emotionen können eine kommunikative Bedeutung übernehmen, weil sie im Laufe des Erziehungsrozesses mit bestimmten Bedeutungen verknüpft werden. So lernt jeder, mit welchen emotionalen Bewegungsmustern er z.B. Wut über die Verletzungen von Bedürfnissen ausdrücken muss, um beim anderen eine Wirkung zu erreichen.

Diese Verknüpfung von emotionalen Bewegungen mit Bedeutungen ist theoretisch interessant, weil sie ein neues Verständnis der menschlichen Bewegungen ermöglicht. Die Verknüpfung ist im Grund bei allen Bewegungen zu beobachten. Denn Bewegungen sind immer auf die Umwelt bezogen und verfolgen dabei eine bestimmte Absicht. Das bedeutet, dass alle Bewegungen bestimmte Bedeutungen enthalten. Dann sind die emotionalen Bewegungen nichts Außergewöhnliches.

Denken als Schwingungsphänomen

Das Denken erscheint als ein äußerst mysteriöser Vorgang. Er wurde deshalb lange Zeit einer inneren göttlichen Instanz zugeschrieben. Wenn man es als Leistung des Gehirns ansieht, ist aber noch nicht viel für das Verständnis des Denkens gewonnen. Mein Verständnisversuch setzt daran an, dass die Bausteine der Sprache und des verbalen Denkens, die Konsonanten und Vokale, spezifische Schwingungen des Atems sind. Die Begriffe sind somit komplexe Schwingungsmuster und bestehen damit im Grunde aus subtilen Bewegungen der am Atem beteiligten Muskeln.

Bei den Begriffen ist die gleiche Verknüpfung von Bewegungen und Bedeutungen zu beobachten, wie sie bei den Emotionen festzustellen sind. Die Begriffe können eine symbolische Bedeutung transportieren, weil sie von spezifischen Bewegungen der Atemorgane getragen und als Laute artikuliert werden, die für andere Menschen verständlich sind, wenn sie die entsprechende Verknüpfung von Bedeutung und Bewegung gelernt haben.

Denken ist wegen des hohen Lernaufwandes für die entsprechenden Verknüpfungen mit Mühe verbunden. Der Lohn dafür ist, dass es dann völlig mühelos abläuft, wie z.B. die Intuition zeigt. Viele Denker haben darauf hingewiesen, dass das Denken im Grunde genauso spontan abläuft wie die Emotionen. Das hängt offensichtlich damit zusammen, dass es die primäre biologische Funktion hat, die Herstellung von Kontakt oder dessen Reparatur zu unterstützen.

Aus dieser Sicht erscheint es als fraglich, das Denken einer immateriellen inneren Instanz zuzuschreiben. Das Denken kann plausibel als subtile innere Bewegungsprozesse verstanden werden, die eine Antwort auf Probleme im Kontakt mit anderen Menschen oder Gegenständen darstellen.

Wenn Gedanken und Emotionen verschiedene Schwingungsformen sind, gibt es zwischen ihnen keinen Gegensatz mehr. Vielmehr wird verständlich, warum alle Gedanken mit bestimmten Emotionen verbunden sind. Da jeder Kontakt eine emotionale Angelegenheit ist, ist es unvermeidlich, dass jeder Gedanke emotional eingefärbt ist. Neutrales, objektive Denken ist eine Schimäre.

Das Konzept der Atemmembran

Der menschliche Körper wurde oft mit einem Musikinstrument verglichen. So wie ein Musikinstrument gestimmt werden muss, damit es einen optimalen Klang entfalten kann, müsse auch der Körper gestimmt werden. Tatsächlich sind die mentalen und emotionalen Schwingungen des Körpers umso prägnanter, je weniger der körperliche Ausdruck durch chronische Verspannungen gestört wird. Offensichtlich stellen sich innere Prozesse umso klarer auf der Körperoberfläche dar, je entspannter der Körper ist und d.h. je gelöster der Atem ist. Man kann deshalb auch sagen, dass der Körper mit Hilfe des Atems gestimmt werden kann.

Die Analyse der Emotionen zeigt, dass der emotionale Ausdruck ein äußerst komplexer muskulärer Vorgang ist. Er spielt sich primär im Gesichtsausdruck ab, aber nicht allein. An den Gefühlen wie Angst und Liebe wird unmittelbar evident, dass der ganze Körper in den emotionalen Ausdruck einbezogen wird. Körperhaltung und Körpertonus sind völlig verschieden. Das hängt damit zusammen, dass der Atemprozess den ganzen Körper ergreift. Es gibt keinen Körperteil, der nicht im Rhythmus des Atems mitschwingt. Je verspannter der Körper ist, umso mehr werden Teile des Körpers vom Atemrhythmus abgekoppelt. 

Aus dieser Eigentümlichkeit der Atmung habe ich das Konzept der Atemmembran abgeleitet. Da in der organischen Natur jede Kommunikation über Membrane abläuft, habe ich mich gefragt, wo im Menschen die Membran für den sozialen Kontakt ist. Sie ist offensichtlich in der Gesamtheit der Muskeln zu finden, die die Atmung organisieren. Da fast kein Muskel nicht im Atem mitschwingt, nehme ich an, dass die soziale Membran aus der Muskelschicht besteht, die den Kopf, den Rumpf umschließt. Deshalb kann man sie auch als Atemmembran bezeichnen. Vgl. Ausatz   "Die Atemmembran"

Das Konzept der Atemmembran hat den Vorteil, dass es verständlich macht, wie emotionale Erfahrungen körperliche Prozesse beeinflussen können. Der Einflussprozess läuft wie folgt ab: Die chronische Zurückhaltung von Emotionen ist immer mit muskulären Verspannungen verbunden. Je nach dem Grad der Verspannungen werden die normalen physiologischen Funktionsabläufe nachhaltig gestört, weil die Verspannungen nicht nur lokal wirksam sind, sondern den ganzen Körper aus dem Gleichgewicht bringen.

Ein neues Krankheitskonzept

Aus diesen Einsichten in die Zusammenhänge von Emotionen und Atemdynamik ergibt sich ein neues Krankheitsverständnis, dass endlich die alte Erfahrung, dass Emotionen zu Erkrankungen und zur Heilung beitragen, Ernst nimmt. Es kann gezeigt werden, über welche Prozesse Angst tief in physiologische Abläufe eingreift und wie Liebe den Heilungsprozess fördert. Es kann die psychosomatische Erfahrung bestätigt werden, dass die meisten Krankheiten psychisch bedingt sind.

Das neue Krankheitsverständnis setzt daran an, dass die chronische Zurückhaltung von Emotionen über die damit verbundenen Verspannungen zu einer eingeschränkten Beweglichkeit des Körpers führen. Da die Atmung auf freie Beweglichkeit des ganzen Körpers angewiesen ist, wird dadurch die Atmung eingeschränkt, die ihrerseits zu reduzierter bzw. nicht an die aktuellen Bedürfnisse angepasster Sauerstoffzufuhr führt. Wenn der Organismus oder Teile von ihm dauerhaft zu wenig Sauerstoff erhalten, werden die physiologischen Prozesse gestört. Je nach dem Ort und dem Ausmaß des akuten Sauerstoffdefizits kommt es zu unterschiedlichen Funktionsstörungen.

Da alle Verspannungen auf Angst zurückzuführen sind, ist zu vermuten, dass die Angst die eigentlich krankmachende Emotion ist. In der Literatur werden zwar auch andere Emotionen als Krankheitsauslöser wie z.B. Frustration, Feindseligkeit, Zorn, Hoffnungslosigkeit oder Isolierung genannt, aber wenn man genauer hinschaut, steckt hinter ihnen immer auch Angst.

Am Anfang jeder Erkrankung steht somit die Entscheidung, bestimmte Emotionen chronisch zurückzuhalten. Krankheit ist keinesfalls ein schicksalhafter Prozess, sondern ist immer Ausdruck einer bestimmten Lebensweise. Sie ist die unbeabsichtigte Folge von muskulären Verspannungen. Unbeabsichtigt deshalb, weil nur das unmittelbare Ziel der emotionalen Unterdrückung angestrebt wurde, sich vor Angst zu schützen, und die mittelbaren organischen Folgewirkungen nicht im Blick waren. Krankheit ist in dieser Sicht der Ausdruck von tiefer Angst. Sie ist insofern auch ein Selbstheilungsversuch, weil dadurch die Angst unter Kontrolle gehalten wird. Der Selbstheilungsversuch ist aber zum Scheitern verurteilt, weil es letztlich darum geht, sich mit der Angst zu konfrontieren und die ungelösten Lebensprobleme anzupacken.

Verantwortung für die Krankheit

Die Schulmedizin hat die fatale Wirkung, dass sie die Bereitschaft, sich mit den Ängsten zu konfrontieren, untergräbt. Wenn es angeblich objektive Ursachen für die Erkrankung gibt, braucht man dafür keine subjektive Verantwortung zu übernehmen. Die darauf basierenden medikamentösen und chirurgischen Therapien haben langfristig negative Rückwirkungen, weil sie die eigentlichen Ursachen der Erkrankung nicht erreichen und die Selbstheilungskräfte schwächen. Aus harmlosen Störungen werden auf die Dauer chronische Erkrankungen, gegenüber denen die Schulmedizin ohnmächtig ist.

Aus meinem Krankheitskonzept folgt, dass man nicht unmittelbar für die besondere Erkrankung verantwortlich ist. Die Verantwortung bezieht sich aber auf die Entscheidung, bestimmte Emotionen wie Wut oder Trauer nicht zuzulassen und auszuleben. Zu Recht wird deshalb davon gesprochen, dass jede Krankheit eine Chance darstellt, zu einer freieren Lebensweise zu gelangen.

Heilung durch gelösten Atem

In den esoterischen Heilungskonzepten wird Heilung als Widerherstellung der Ganzheit, als Loslassen, als Lösung von geistigen Anhaftungen oder als Herstellung des Einklangs mit dem inneren Wesen verstanden. Aus meiner Sicht sind diese Formulierungen Umschreibungen der Einsicht, dass es letztlich bei der Heilung darum geht, die Entscheidung für emotionale Zurückhaltungen, die den Organismus aus dem Gleichgewicht geworden haben, rückgängig zu machen. Dann fallen die Verspannungen weg und können die natürlichen Selbstheilungskräfte ihr Werk beginnen. Der Heilungsprozess kann deshalb gelegentlich spektakulär rasch ablaufen.

Der Auslöser ist nie Selbstakzeptanz, wie es immer wieder als Heilmittel empfohlen wird, sondern die Erfahrung, dass die ursprünglichen Ängste nicht mehr berechtigt sind. Dazu muss man die Erfahrung von Liebe und Zuwendung machen. Darauf basiert wahrscheinlich die heilende Wirkung der schaministischen Heilungsrituale, die immer die Gruppe mit einbeziehen, in der der Erkrankte lebt. Selbstakzeptanz ist deshalb nicht die Voraussetzung der Heilung, sondern das Ergebnis einer emotionalen Neuorientierung, die mit der Erfahrung von Liebe beginnt.

Atemtherapie

Jeder, der Erfahrungen mit dem Atem gemacht hat, ist von der Heilkraft des Atems überzeugt. Man muss aber der Neigung widerstehen, dem Atem Zauberkräfte anzudichten. Wie gezeigt worden ist, wird der Atem durch die chronische Zurückhaltung von Emotionen eingeschränkt. Heilung setzt deshalb immer auch Arbeit an den Emotionen voraus. Im Einzelfall kann die manuelle Atemtherapie ohne direkte Bearbeitung der Emotionen ausreichend sind. Der Heilungsprozess ist aber schneller, wenn der Therapeut direkt die emotionalen Verwicklungen zur Sprache bringt. Die Zukunft der Atemtherapie wird deshalb in der Integration von manueller und emotionaler Arbeit liegen.

Die Zukunft der Medizin ist Atemmedizin

Die Überlegungen zur Rolle der Emotionen im Prozess der Erkrankung und Heilung führen zu dem Konzept der Atemmedizin. Wenn anerkannt wird, dass die emotional bedingten Veränderungen des Atems das Scharnier zwischen emotionalen Erfahrungen und somatischen Erkrankungen sind, dann muss gefordert werden, dass der Atem nicht länger von der Medizin ignoriert wird. Medizin kann nur ganzheitlich sein, wenn sie die komplexe physiologische Wirkung von zurückgehaltenen Emotionen in die Therapie einbezieht und wenn sie nicht länger die Neigung der Patienten unterstützt, die Verantwortung für die Erkrankung von sich wegzuschieben.

Daraus folgt keineswegs, dass alle Krankheiten mit Atemtherapie zu heilen sind. Entscheidend ist vielmehr, dass das Augenmerk zentral darauf gerichtet werden, welche Ängste den Atem einschnüren.

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